Aber warum denn? Fuego ist doch nur Freizeitpferd.
Fuego ist vor allem eins: Pferd. Und als Pferd bin ich nun mal nicht dafür gebaut "Reittier" zu sein. Aber das ist den meisten von euch klar. Jedenfalls grundsätzlich.
Bei mir läuft es in den meisten Fällen so: ich nehme in meinem Alltag als Pferdeostepathin die Anamnese der Patienten auf, frage die Kunden nach dem Alltag ihrer Pferde. Dazu gehört die Haltungsform in Sommer und Winter, die Fütterung von Rauh-, Kraft- und Mineralfutter ebenso wie, verzeiht mir dieses grauenvolle Wort, die Nutzung. Freizeitpferd oder Sportler?
Auf welchem Niveau? Wie oft die Woche wird gearbeitet und was? Die Auswahl an verschiedenen Aktivitäten mit Pferd ist inzwischen ja schier grenzenlos: Longieren, Doppellonge, Bodenarbeit, Equikinetic, Freiarbeit, Gelassenheitstraining, Spazieren gehen, Reiten usw. Und ich schätze diese Diversität sehr, weil sie die Pferde mental fordert und fördert, ABER das reelle Training von Muskeln, Faszien, Sehnen und Bändern darf dabei nicht zu kurz kommen. Meistens kommt dann eine Antwort, die in etwa so lautet "ich longiere den mindestens 1-2x die Woche, einen Tag hat er frei und an den restlichen Tagen gucke ich immer wonach uns ist und wie es zeitlich passt".
Also ein sehr unregelmäßig regelmäßiger Plan für das Pferd, das "nur" Freizeitpferd ist. Aber eines muss uns allen klar sein:
Jedes Pferd, das ein Reitpferd ist oder werden soll, ist Sportler.
Der Anspruch ist unterschiedlich, aber auch der Fußballer auf Kreisliga Niveau muss 2x die Woche trainieren, um am Wochenende das Spiel gut durchzuhalten. Nicht weil er jetzt Profi werden will, sondern einfach, um die 90 Minuten konditionell durchzuhalten und nicht nach jedem Wochenende mit Muskelkater in die neue Woche zu starten.
Wenn Dir jemand sagen würde, dass Du ab jetzt bitte jedes Wochenende Samstag und Sonntag 10km joggen sollst, aber dafür unter der Woche nicht trainieren brauchst, dann glaube ich, dass Du ziemlich schnell auch psychisch angefressen wärst von dem ständigen Muskelkater. Mal ganz davon ab, dass das natürlich körperliche Folgen hat. So fühlt sich vermutlich dein Pferd, wenn ihr am Wochenende immer stundenlange Ausritte macht, aber unter der Woche kaum geritten wird. Auch wenn ich mir sicher bin, dass deine Absicht hierbei keinesfalls böse ist.
Eines müssen wir gleich zu Anfang klar stellen: Zu viel Training ist schädlich. Zu wenig Training ist schädlich. Beides führt zu Defiziten in der Muskulatur, was über kurz oder lang auch die stabileren Gewebe wie Sehnen und Bänder, aber auch Knorpel und Knochen verschleißen lässt.
Aber wo ist die goldene Mitte?
Das ist natürlich ganz klar davon abhängig was für einen Anspruch Du an dein Pferd hast und wohin ihr wollt. Nicht jedes Freizeitpferd muss in guter Aufrichtung gehen können oder alle Seitengänge beherrschen, aber es ist nicht der Inhalt des Trainings entscheidend, sondern zuerst einmal die Häufigkeit des Trainings und das für alle Pferde gleichermaßen. Warum? Weil jedes Pferd Muskeln, Sehnen, Bänder und Faszien besitzt. Jedes Gewebe im Körper braucht unterschiedlich lange, um sich von Trainingsreizen zu erholen und um den "Normalzustand" wieder herzustellen.
Was solltest Du als Freizeitreiter also über Training wissen?
Muskeln brauchen nach einem leicht überschwelligen Trainingsreiz ca. 48 Stunden zur Regeneration, Sehnen ca. 72 Stunden. War der Trainingsreiz stark überschwellig, dann kann es auch mal ca 10 Tage dauern.
Jedes Reitpferd sollte es konditionell gut überstehen, wenn es jeden zweiten Tag 20 Minuten am Stück traben muss.
(Du glaubst dein Pferd steckt das easy weg? Stopp doch gerne bei der nächsten Longiereinheit mal die Zeit. 20 Minuten klingen häufig kürzer als sie am Pferd dann tatsächlich sind.) Damit ist natürlich ein flotter Arbeitstrab gemeint und kein gemütliches Latschen.
Neue Übungen machen vor allem relativ zu Beginn einer Einheit Sinn, wenn das Gehirn nicht komplett blutleer ist, weil die ganze Muskulatur versorgt werden muss.
Warum, wieso und weshalb?
Dazu gebe ich Dir super gerne zwei Leseempfehlungen:
1. "Einmal überbaut, immer überbaut?" und 2. "Gutes Training schützt das Pferd"
Beide Bücher sind von Barbara Welter-Böller wundervoll, wenn du mehr über den Hintergrund lernen möchtest. Was der Rumpftrageapparat damit zu tun hat und warum es mein Lieblingsmuskel ist wirst Du in Zukunft aber auch hier im Blog erfahren.
Tipp:
Du bist nun völlig euphorisch und möchtest einen Trainingsplan für dein Pferd ausarbeiten? Nimm Kontakt zu einer Therapeutin oder Trainerin auf und besprich mit ihr deine Erwartungen und Ziele. Sie wird Dir helfen können einen individuellen Trainingsplan für Dich und dein Pferd auszuarbeiten, damit ihr noch lange zusammen über die Felder und durch die Wälder fegen könnt.
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