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  • AutorenbildLena Nagler

Welche Reitweise ist die richtige und die beste?

Dressur, Springen, Western oder doch Akademische Reitkunst? Die Auswahl ist groß, genauso wie die Anzahl der Vorurteile.


Ich glaube kaum ein Sport beziehungsweise Hobby ist so facettenreich, meinungsreich und emotional wie Reiten.

Häufig werde ich gefragt „in welche Richtung bildest du Rasim später aus?“ „was reitest du?“ oder „deinen Berber wirst du später aber schon klassisch barock reiten, oder?“



Ungefähr genauso häufig kommt es vor, dass ich Kunden frage, wie das Pferd bewegt wird, welche Ausbildung es bisher hat, um einerseits zu wissen welche Erwartungen und Wünsche die Besitzerin hat, aber gleichzeitig auch, um einschätzen zu können welche Strukturen eventuell schon übermäßig beansprucht wurden.

Die Antwort lautet hier häufig „wir sind von Dressur auf Western umgestiegen, weil mir das in der Dressur einfach mit zu viel Druck im Maul ist“ oder „früher Western, aber jetzt reiten wir barock, weil die ja alle im Western nur auf der Vorhand rumlatschen und so untertourig unterwegs sind, das hat meinem gar nicht gut getan“.


Es entstehen richtige Lager.

Die Westernreiter, die Dressurtussis, die Wendy-Fraktion, die nur betüddelt und Freiarbeit macht – manchmal reicht es schon, wenn Frau eine bestimmte Pferderasse bevorzugt und schwupps hört man „ach, du bist so ein Isi Mädchen?“.

Ich glaube an dieser Stelle fühlt sich jede von uns so ein klitzekleines bisschen ertappt. Alle über einen Kamm scheren fällt leicht und man hat etwas, worüber man erzählen kann. Aber worum geht es hier wirklich?

Wir alle lieben unsere Pferde und wir alle würden unser letztes Hemd für sie geben, damit es ihnen gut geht. Also „Überraschung!“ wir sitzen im selben Boot. Ist es wichtig, ob du in Jeans oder einer weißen Turnierreithose reitest? Ist es relevant, ob du eine Filzschabracke, ein Western-Blanket oder die neuste PS of Sweden Schabracke hast? Nein! Das ist Geschmackssache.

Mir ist auch völlig schnuppe, ob du privat Boots, Sneaker oder High Heels trägst. Ob du ein bunter Vogel bist, sportlich bevorzugst oder dich im Business Look am wohlsten fühlst – who cares? Hauptsache dir geht es gut.

Und ich glaube genau das ist der Punkt – Hauptsache dem Pferd geht es gut.


Es gibt in jeder Reiterei schwarze Schafe und es gibt in jeder Sparte Menschen, die wirklich alles für ihre Pferde geben. Ein reell klassisch ausgebildetes Pferd und ein reell altkalifornisch western ausgebildetes Pferd liegen in Wahrheit verdammt nah beieinander. Statt also Lager zu bilden, sollten wir doch viel eher anfangen zu hinterfragen, miteinander zu reden, statt übereinander, gemeinsam versuchen die Welt für unsere Pferde ein Stückchen besser zu machen. Vor allem hilft es, wenn wir zunächst bei uns selbst anfangen.

Sei bereit Dich zu hinterfragen, sei bereit dein Ego den Bedürfnissen des Pferdes unterzuordnen, sei bereit deine Erwartungen und Wünsche an die mentale und physische Belastungsgrenze deines Pferdes anzupassen, such den Fehler immer zuerst bei dir, bilde dich weiter und höre niemals damit auf. Musst du ein Meister werden? Nein. Aber versuch jeden Tag ein klein bisschen besser zu werden, als du es am Vortag für dein Pferd warst.


Auf die Frage „welche Reitweise reitest du?“ bekommt ihr von mir die Antwort: von allem ein bisschen. Ich schaue, was zu mir und meinem Pferd passt, nehme Ansätze mit, die ich gut finde. Priorität hat für mich übergreifend: mein Pferd wird gesunderhaltend gymnastiziert, mein Pferd ist motiviert bei der Arbeit, mein Pferd darf Fehler machen und mein Pferd darf nein sagen.

Bin ich Freizeitreiterin? Ja, ich habe keinerlei Turnierambitionen. Habe ich trotzdem Freude daran mein Pferd weit auszubilden, sofern oben genannte Punkte dabei Berücksichtigung finden? Wieder ja.

Reite ich klassisch Dressur? – Gegenfrage: was verstehst du unter klassischer Dressur?

Die einen haben jetzt akademische Reitkunst, Versammlung und Biegung im Kopf, die nächsten sehen die Olympiareiter vor sich, wieder andere denken an die HV12. Meine Antwort jedenfalls ist: ja, gymnastizierend, in Balance zwischen Versammlung und Schub mit dem Anspruch minimalistisch in den Hilfen zu sein.


Was ich damit sagen will: nicht immer steckt hinter dem, was gesagt wird, das, was du denkst. vielleicht macht es Sinn genauer neutral zu hinterfragen, bevor du dir ein Urteil bildest und vielleicht versuchst du im nächsten Schritt zu überlegen, was Du daraus für dich und dein Pferd mitnehmen kannst, um etwas zu lernen. Und vielleicht ist es auch einfach mal in Ordnung gar nicht zu hinterfragen, sondern jeden sein Ding machen zu lassen.

Wie würdest du reagieren, wenn du erfährst, dass jemand denkt, dass die Gesundheit deines Pferdes für dich nicht höchste Priorität hat?

Jetzt weißt du, was du damit bei deinem Gegenüber auslösen kannst.

Sei achtsam. Zu Anderen, zu deinem Pferd und vor allem zu dir selbst.


Welche Reitweise ist also die Beste?

Die, die zu dir und deinem Pferd passt.

Die, die sich leicht anfühlt.

Die, die dein Pferd stärkt und es dazu in die Lage versetzt dich psychisch und physisch tragen zu können.

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